BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


12. August 2016

Führung zu Natur und Stadtgeschichte

Am Freitag dem 12. August wird die beliebte Führung zu Natur und Stadtgeschichte voraussichtlich zum letzten Mal in diesem Jahr wieder angeboten. Dieser Spaziergang über die grüne Promenade der Wallanlagen führt vom Kehrwiederturm zum Magdalenengarten und gleichzeitig zurück in die Geschichte der Stadt und in den Lebensraum einer erstaunlichen Fülle von Tier- und Pflanzenarten. Die Führung startet um 16:00 Uhr am Kehrwiederturm Ecke Keßlerstraße/Lappenberg und endet dort auch wieder. Sie dauert ca. 2 Stunden und ist barrierefrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Natur in der Stadt?

Das schein ein Gegensatz zu sein: Dichte Bebauung, versiegelte Flächen, Straßenverkehr und Lärm – wo bleibt da noch Platz für die Natur? Und dennoch beherbergen Städte einen unerwartet großen Reichtum an Tieren und Pflanzen. Selbst in dicht bebauten Innenstädten leben zahlreiche „angepasste“ Arten wie Fledermäuse, Schwalben, Mauersegler und Falken. Sogar Wanderfalke und Uhu haben Brutquartiere in Hildesheimer Kirchtürmen bezogen. Vor allem die kleinen und großen Grüninseln, Gärten und Parkanlagen bieten vielen Arten Lebensraum. Und was die Pflanzenwelt betrifft: Die botanischen Kartierungen zur „Flora von Hildesheim“ (Müller 2001) und nachfolgende Erfassungen ergaben 1.053 Arten. Die höchste Artenzahl lag in einem zentralen Quadratfeld mit Bebauung, Gärten, Park, Friedhof und Bahngelände.

Download der Broschüre zur Grünen Route über die Wallanlagen

Natur_und_Stadtgeschichte_Broschuere.pdf

"Dreifaltigkeit in der Luft"

Die „ornithologische Dreifaltigkeit“ an St. Michaelis, St. Andreas und am Mariendom

 

Auch Greifvögel haben die Stadt als Lebensraum entdeckt. Schon länger hier zu Hause ist der Turmfalke, der an St. Michael in einer Mauernische nistet. Ein Paar des deutlich größeren und recht seltenen Wanderfalken hat vor einigen Jahren einen Nistkasten in St. Andreas, dem höchsten Kirchturm des Landes bezogen. Und neuerdings hat ein Uhupaar am Mariendom mit einer erfolgreichen Brut diese ornithologische Dreifaltigkeit an den Hauptkirchen der Stadt komplettiert. Die drei Junguhus teilten sich einen eigentlich für Turmfalken vorgesehenen Kasten, was zu ziemlichem Gedränge führte. Im Jahr 2015 wurde daher extra ein größerer Kasten für die Uhus bereitgestellt. Diese zogen aber erneut den kleineren Kasten aus dem letzten Jahr vor und brachten erneut drei Junguhus zum Schlupf.

Wanderfalke und Uhu erbeuten vor allem die städtischen Tauben und helfen so, deren Zahl zu dezimieren, während der Turmfalke ein Mäusejäger ist, der in der Stadt aber auch Singvögel schlägt.Diese Greifvögel sind Kulturfolger, sie profitieren davon wie der Mensch die Natur umgestaltet und folgen dabei ihrer Beute: Arten, die schon seit längerem die Vorteile des Stadtlebens „genießen“. So haben ehemalige Felsbewohner wie Haustaube, Hausrotschwanz und Mauersegler in den Häuserschluchten der Städte eine neue Heimat gefunden. Auch die Wanderratte ist eine typisch städtische Art. Noch vor 200 Jahren war die Amsel ein Waldbewohner bevor sie ihre Scheu ablegte und Parks und Gärten eroberte. Erst seit ca. 20 Jahren folgt ihr die Ringeltaube. Bekannte „Neustädter“ sind Wildschwein, Fuchs, Kaninchen und neuerdings Waschbär. Da sich die von den Menschen geschaffenen Bedingungen ständig wandeln, stehen frühere Profiteure inzwischen auf der Verliereseite. Der Bestand der Schwalben und Dohlen nimmt ab, weil sie kaum noch Nistmöglichkeiten finden. Ähnlich ergeht es Fledermäusen, Haussperling und Mauersegler, deren Quartiere in Dachstühlen und Mauernischen der energetischen Sanierung zum Opfer fallen.

Impressionen der 1. Führung im April - Bitte auf das erste Bild klicken -

Führung am 24. Juli

Uhu-Kinderstube

Während der Brut- und Nestlingszeit der Uhus zeigte eine Kamera spannende Live-Bilder aus der Privatsphäre der Domvögel.

Erstmalig im Jahr 2014 hatten die Uhus den Hildesheimer Dom für sich entdeckt und dort zwei von drei Jungen erfolgreich großgezogen. Auch 2015 schlüpften wieder drei kleine Uhubabys.

 

 

Uhu--Nachwuchs im April 2015


Die kleinen Uhus wachsen schnell heran.
Uhus am 25. April

"Kostbarkeiten am Wegesrand"

Die Wilde Tulpe

Mitte bis Ende April blüht diese botanische Kostbarkeit mitten in Hildesheim. Während die Exemplare im Magdalenengarten jedes Jahr zur Blüte gelangen, reicht das Licht nur bei wenigen der unzähligen Tulpen entlang des Kehrwiederwalls für die Blüte aus. Die Wilde Tulpe gelang als Zierpflanze im 16. Jahrhundert aus dem Mittelmeerraum zu uns und wurde später irgendwann auch auf den Wällen angepflanzt.

 

 

Das Zimbelkraut

In den Fugen der Stadtmauer wächst das Zimbelkraut, eine „typische“ Mauerpflanze mit kleinen rundlichen Blättern und zarten rosa Blüten. Diese Pflanze sorgt erstaunlich aktiv für die Verbreitung ihrer Art: Sie „pflanzt“ ihre Samen mit Hilfe der sich verlängernden Fruchtstiele direkt in benachbarte Mauerfugen.

 

 

"Auf alten Wegen" Hildesheimer Stadtgeschichte

Die Wallanlagen – Erholungsraum mit Geschichte

Die Hildesheimer Wallanlagen wurden im 15. und 16. Jahrhundert als mächtiger Verteidigungsring aus Wällen, Gräben, Mauern und Bastionen errichtet. Mitte des 18. Jahrhunderts erkannte man, dass die Stadtbefestigung militärisch zunehmend sinnlos und überdies hinderlich für die weitere Stadtentwicklung war. Mauern, Tore und ein Teil der Wälle wurden abgetragen, die Stadtgräben eingeebnet oder trocken gelegt.

Anfang des 19. Jahrhunderts gestaltete die Stadt die verbliebenen Befestigungsanlagen zu „Bürgerpromenaden“ mit Baumalleen, Teichen und Grünflächen um, die das Stadtzentrum noch heute in einem Halbkreis von etwa drei Kilometern Länge umgeben.

 

 

Danke!

Ohne die Unterstützung unseres Sponsoren, der Volksbank Hildesheim, wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen.

                            Herzlichen Dank!

Presse und Links zum Projekt:

Hildesheim-TV: Film zum Projekt

 

 

 

Ankündigung aus der Hildesheimer Allgemeine Zeitung:

Quelle: http://archiv.bund-hildesheim.de/themen_und_projekte/natur_und_stadtgeschichte/