Die „ornithologische Dreifaltigkeit“ an St. Michaelis, St. Andreas und am Mariendom
Auch Greifvögel haben die Stadt als Lebensraum entdeckt. Schon länger hier zu Hause ist der Turmfalke, der an St. Michael in einer Mauernische nistet. Ein Paar des deutlich größeren und recht seltenen Wanderfalken hat vor einigen Jahren einen Nistkasten in St. Andreas, dem höchsten Kirchturm des Landes bezogen. Und neuerdings hat ein Uhupaar am Mariendom mit einer erfolgreichen Brut diese ornithologische Dreifaltigkeit an den Hauptkirchen der Stadt komplettiert. Die drei Junguhus teilten sich einen eigentlich für Turmfalken vorgesehenen Kasten, was zu ziemlichem Gedränge führte. Im Jahr 2015 wurde daher extra ein größerer Kasten für die Uhus bereitgestellt. Diese zogen aber erneut den kleineren Kasten aus dem letzten Jahr vor und brachten erneut drei Junguhus zum Schlupf.
Wanderfalke und Uhu erbeuten vor allem die städtischen Tauben und helfen so, deren Zahl zu dezimieren, während der Turmfalke ein Mäusejäger ist, der in der Stadt aber auch Singvögel schlägt.Diese Greifvögel sind Kulturfolger, sie profitieren davon wie der Mensch die Natur umgestaltet und folgen dabei ihrer Beute: Arten, die schon seit längerem die Vorteile des Stadtlebens „genießen“. So haben ehemalige Felsbewohner wie Haustaube, Hausrotschwanz und Mauersegler in den Häuserschluchten der Städte eine neue Heimat gefunden. Auch die Wanderratte ist eine typisch städtische Art. Noch vor 200 Jahren war die Amsel ein Waldbewohner bevor sie ihre Scheu ablegte und Parks und Gärten eroberte. Erst seit ca. 20 Jahren folgt ihr die Ringeltaube. Bekannte „Neustädter“ sind Wildschwein, Fuchs, Kaninchen und neuerdings Waschbär. Da sich die von den Menschen geschaffenen Bedingungen ständig wandeln, stehen frühere Profiteure inzwischen auf der Verliereseite. Der Bestand der Schwalben und Dohlen nimmt ab, weil sie kaum noch Nistmöglichkeiten finden. Ähnlich ergeht es Fledermäusen, Haussperling und Mauersegler, deren Quartiere in Dachstühlen und Mauernischen der energetischen Sanierung zum Opfer fallen.